Auf der Bahn

Heute 700 Km Autobahn am Stück. Immer genau gegen den Stau, ein Glück.Lilli lümmelt am Rücksitz, mal schlafend, dann wieder hängt sie mir ihre Nase über die Schulter und legt ihre Wange an meine.Irgendwann sehe ich alle vier Beine im Rückspiegel, ein Kind drückt sich an die Seitenscheibe neben uns und winkt. Das ist das … Auf der Bahn weiterlesen

Als ich das Schälen lernte

Unter ihren ehemals rotblonden Locken war eine Menge Platz für überraschende Gedanken. Sie war ein Kuchlmensch aus der denkbar leersten Provinz gewesen, in die Dienste einer Stadtfamilie getreten und hatte doch bald, ihrem Bedürfnis nach Unabhängigkeit folgend, gekündigt und ihr neues Leben mit einem Handwagen voller Milchkannen zu meistern begonnen. Unter ihren ehemals rotblonden Locken … Als ich das Schälen lernte weiterlesen

Morgens, Glück

Die kälteste Nacht des Jahres, ein kalter Morgen. Aus dem warmen Bett und durch den dunkelwarmen Ost-Teil des Hauses. Dann durch den heuer ungeheizten und bitterkalten West-Teil zum Heizraum. Barfuß im Nachthemd, aber Strickjacke und Mütze, schlaftrunken.Warmer Heizraum, noch Glut im Ofen, erstes Glück. Knisternde Kienspäne, bedächtig das Feuer hochziehen, der geklinkerte Boden kühl, das … Morgens, Glück weiterlesen

Stinkerstarten

Es war ja nie die Geschwindigkeit. Es war die Nase, die Ohren, der Wind, der Duft, das Zerren am Körper, das Rauschen. Der Rausch.Warum mir das einfällt, während ich gerade versuche, meinen riesigen und vernachlässigten Reiseroller zu starten, der drei Jahre stand, weil ich nach seiner Reparatur lieber mit dem e-Bike radle, sich während Corona … Stinkerstarten weiterlesen

Perlonschatten

Der Mann beugt sich über mich und aus seinem Brisk-gefetteten Haar schwebt Alkohol. Er heißt "Coiffeur", ist aber Friseur und ziept an meinen Haaren, es surrt metallheiß an meinem Ohr, ich rutsche noch tiefer in den Kinderstuhl, vergeblich, er pumpt ihn einfach höher. Es sirrt und ziept.Ich sehe vor mir die Haarfädchen den vibrierenden Umhang … Perlonschatten weiterlesen

Euro Bus

An vieles erinnert man sich nicht, aus guten oder weniger guten Gründen. Manches bleibt dann doch im Gedächtnis liegen wie vertrocknetes Fleisch in der Tiefkühltruhe. Und anderes rinnt Dir wie Franzbranntwein über den Rücken, wenn Du daran denkst und das tust Du öfters. *** Es ist jetzt beim Schreiben zwanzig Jahre her. Wir flogen hoch, … Euro Bus weiterlesen

„Das Bärli“ oder: Herr Wolfi lächelt nicht mehr (aus: „Die Romaoma“)

(Aus: Eleni Brumec - „Die Romaoma – und andere Familiengeschichten“) 1. Das Bärli und die Oma Das haarige Ding hieß bei ihnen „Bärli“: Ein äußerst rustikaler Wollpelz, handgefertigt von der Romaoma, wahrscheinlich unter vielen unverständlichen portugiesisch-romani-Tiraden und noch, bevor die Tschechen am Olomucer Hauptplatz sich selber und wild und beängstigend feierten. Früh verfilzt, fristete das … „Das Bärli“ oder: Herr Wolfi lächelt nicht mehr (aus: „Die Romaoma“) weiterlesen

Der Photograph (aus: „Les Herzbergs“)

(Aus: Eleni Brumec - "Les Herzbergs") I Huecu wird in einer Stunde einen qualvollen Tod erleiden, doch das weiß er nicht und noch geht es ihm gut. Dass ihm sein Schlagzeuger gerade einen bläst, lässt ihn sich zumindest etwas munterer fühlen, es geht ja doch nichts über Gefühle und Kaffee. Auch Erna schätzt Kaffee sehr … Der Photograph (aus: „Les Herzbergs“) weiterlesen