„Das Bärli“ oder: Herr Wolfi lächelt nicht mehr (aus: „Die Romaoma“)

(Aus: Eleni Brumec - „Die Romaoma – und andere Familiengeschichten“) 1. Das Bärli und die Oma Das haarige Ding hieß bei ihnen „Bärli“: Ein äußerst rustikaler Wollpelz, handgefertigt von der Romaoma, wahrscheinlich unter vielen unverständlichen portugiesisch-romani-Tiraden und noch, bevor die Tschechen am Olomucer Hauptplatz sich selber und wild und beängstigend feierten. Früh verfilzt, fristete das … „Das Bärli“ oder: Herr Wolfi lächelt nicht mehr (aus: „Die Romaoma“) weiterlesen

Für einen Freund (angepinnt)

Ich war weit aufs Land gefahren, an einem feuchten warmen Samstagmorgen ’91, vielleicht 8 oder 9 Uhr, aber angefühlt hatte es sich wie 4 in der Früh. Mit knapper Not war ich pünktlich aufgestanden, eine halbe Stunde Schlaf nach Arbeit in einer anstrengenden Clubnacht. Meinen Lichtdesign-Koffer aus zerschrammtem Alu hatte ich noch aus dem Spind … Für einen Freund (angepinnt) weiterlesen

Als ich das Schälen lernte

Unter ihren ehemals rotblonden Locken war eine Menge Platz für überraschende Gedanken. Sie war ein Kuchlmensch aus der denkbar leersten Provinz gewesen, in die Dienste einer Stadtfamilie getreten und hatte doch bald, ihrem Bedürfnis nach Unabhängigkeit folgend, gekündigt und ihr neues Leben mit einem Handwagen voller Milchkannen zu meistern begonnen. Unter ihren ehemals rotblonden Locken … Als ich das Schälen lernte weiterlesen

Anders

Ich sitze in der nettesten türkischen Bäckerei von Wien Fünfhaus. Mittlerweile vor drei Jahren, nebstbei. Quasi im Schaufenster, schon geschneuzt und schön gekampelt "fiar Gonzert". Draussen trabt das Leben vorbei und herinnen zittert leise der Kaffeespiegel. Es nähert sich eine sehr ältere Dame, autochthon, hier fällt sie ein wenig auf. Sie bleibt draussen stehen. Sieht … Anders weiterlesen

Neue Jahre usw.

Ich weiß, dass 99% der Menschen das anders sehen, deswegen mache ich ihnen die Freude und wünsche frohe Feste, frohe Ostern, gute neue Jahre, Glück und Gesundheit und ähnlichen Schmonzes zu zufälligen, willkürlichen, traditionellen oder magischen Anlässen.Aber all das ist natürlich völlig wertlos: Das Erfolgspotenzial von Wünschen ist so existent wie Elfen, Einhörner, benevolente Diktatoren, … Neue Jahre usw. weiterlesen

Jahre und Wechsel

Über 40 Jahre habe ich an diesem Tag zu dieser Stunde meine diversen Teams und MitarbeiterInnen in den Jahreswechsel verabschiedet. Nicht jedes Jahr gleich, aber so im Allgemeinen.Chronologisch gesehen, erst mit Brause, dann mit Joint in der Hand, später Bier-, noch später Wein- und am Ende mit einem Whiskeyglas.Dann wurde es in den Agenturen und … Jahre und Wechsel weiterlesen

Been there

Die Erkenntnis, dass Du erleben wirst, dass bis zum Ende Deines Lebens alles, was Du zum wiederholten Mal erlebst, von vielen rund um Dich zum ersten Mal erlebt werden und ihre Reaktion darauf Dich immer mehr anöden wird, sorgt dafür, dass Du Deine Endlichkeit immer öfter als feature empfinden wirst und nicht als bug.

Krieg. Haustüre.

"Der Krieg ist zurück und das macht mich so traurig!" Zwei betuliche österreichische Bildungsbürger reden im Radio mit sanften Stimmen darüber, wie betroffen sie vom Ukrainekrieg und der Unsicherheit in der Welt sind.WTF !Für Millionen Menschen ist Krieg seit unzähligen Jahrzehnten eine ununterbrochene Realität, die ein Gutteil von ihnen nie anders kennenlernen durfte, aufgewachsen seit … Krieg. Haustüre. weiterlesen

Menge. Masken.

"Die Leute sie sind gemein", sagt sie leise, zu mir, aber eher ins Leere. Sie steht neben mir im Einkaufszentrum und ist alt (denke ich und dabei ist sie vermutlich kaum älter als ich, nur viel abgearbeiteter), ich habe sie kaum verstanden. Gebogenes Deutsch, das einmal Muttersprache war und jetzt vom Ungarischen bekleidet ist, ich … Menge. Masken. weiterlesen

Morgens, Glück

Die kälteste Nacht des Jahres, ein kalter Morgen. Aus dem warmen Bett und durch den dunkelwarmen Ost-Teil des Hauses. Dann durch den heuer ungeheizten und bitterkalten West-Teil zum Heizraum. Barfuß im Nachthemd, aber Strickjacke und Mütze, schlaftrunken.Warmer Heizraum, noch Glut im Ofen, erstes Glück. Knisternde Kienspäne, bedächtig das Feuer hochziehen, der geklinkerte Boden kühl, das … Morgens, Glück weiterlesen

Economist Umair Haque On Dystopia

Posting of this text has NOT BEEN AUTHORIZED, as it's already difficult to find online but needs to be published more widely. If anyone is entitled to object to me offering this online please contact me and I'll remove this text. Please be aware that it still might be useful, helpful or at least enlightening … Economist Umair Haque On Dystopia weiterlesen

Stinkerstarten

Es war ja nie die Geschwindigkeit. Es war die Nase, die Ohren, der Wind, der Duft, das Zerren am Körper, das Rauschen. Der Rausch.Warum mir das einfällt, während ich gerade versuche, meinen riesigen und vernachlässigten Reiseroller zu starten, der drei Jahre stand, weil ich nach seiner Reparatur lieber mit dem e-Bike radle, sich während Corona … Stinkerstarten weiterlesen

Pianomusik. Mit Butter.

Am Ende der SCS, am Weg zum Parkhaus. Aus dem IKEA-Restaurant fließt Pianomusik. Nicht Klavier, sondern "Pianomusik", meine semantisch verfehlte, willkürliche und ungerechte Abwertung der Untermalung besserer Restaurants und schlechterer Agenturfeste.Ein automatischer Stutzflügel arbeitet sich lustlos durch die üblichen Standards.Um ihn und um quasi ganz Ulm herum sitzen ältere und alte Menschen. Mir wird bewusst, … Pianomusik. Mit Butter. weiterlesen

Perlonschatten

Der Mann beugt sich über mich und aus seinem Brisk-gefetteten Haar schwebt Alkohol. Er heißt "Coiffeur", ist aber Friseur und ziept an meinen Haaren, es surrt metallheiß an meinem Ohr, ich rutsche noch tiefer in den Kinderstuhl, vergeblich, er pumpt ihn einfach höher. Es sirrt und ziept.Ich sehe vor mir die Haarfädchen den vibrierenden Umhang … Perlonschatten weiterlesen

Euro Bus

An vieles erinnert man sich nicht, aus guten oder weniger guten Gründen. Manches bleibt dann doch im Gedächtnis liegen wie vertrocknetes Fleisch in der Tiefkühltruhe. Und anderes rinnt Dir wie Franzbranntwein über den Rücken, wenn Du daran denkst und das tust Du öfters. *** Es ist jetzt beim Schreiben zwanzig Jahre her. Wir flogen hoch, … Euro Bus weiterlesen